zur malerei von andrea simon |
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andrea simon studierte bei mir an der städelschule in meiner klasse für interdisziplinäre kunst und erwarb den meistertitel.
die entwicklung der kunst bzw. der malerei ist ein dynamischer prozess in den jeder künstler mehr oder weniger eingespannt ist. das richtige verstehen der anatomie, die perspektive, die parallel zur funktion des auges laufende findung der abbildbarkeit des raumes, entstand. eine zäsur in der entwicklung der bildenden kunst war, dass diese durch die fotografie von ihrer funktion des abbildens und darstellens entlastet wurde. wenige jahre nach den ersten fotografien entstand der vom abbild sich entfernende impressionismus. es war ein kurzer weg zur totalen abstraktion kandinskys bis zum schwarzen quadrat von malevich. die malerei musste nun nichts mehr darstellen, nichts mehr abbilden. sie war freies spiel von farben und formen. andrea simon war zwangsläufig in diesen prozess involviert. ihre expressive begabung setzte sich gleichzeitig mit der substanz und leuchtkraft der farbe auseinander, sie hatte strahlende farben. ich freute mich immer über die schwelgerische pracht der farben, trotzdem störte mich das allzu expressive pathetische ihrer frühen bilder. ich versuchte sie in richtung totaler abstraktion zu beeinflussen. ich erinnere mich an lange debatten diesbezüglich. mehr als fünf jahre,
nachdem der einfluss meiner lehrtätigkeit bei ihr beendet war, rang sie sich folgerichtig zu dem durch, was strukturell in ihrer arbeit angelegt war. ich freue mich über ihre unbekümmerten farbexplosionen der letzten zeit. eine zeitlose malerei entsteht, welche aber getragen ist von der weiblich sinnlichen kraft des durch sie hindurchgehenden existentiellen ereignisses. hier geht es um keine seichte, oberflächliche malerei. die säfte der natur brauen sich zu einer festlichen kunst zusammen. trotzdem bleiben aber unsere abgründe ständig spürbar.
hermann nitsch |
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